English Woman's Journal - Klimaaktivistin Neubauer geht auf Distanz zu Aktionsformen der Letzten Generation

Klimaaktivistin Neubauer geht auf Distanz zu Aktionsformen der Letzten Generation


Klimaaktivistin Neubauer geht auf Distanz zu Aktionsformen der Letzten Generation
Klimaaktivistin Neubauer geht auf Distanz zu Aktionsformen der Letzten Generation / Foto: John MACDOUGALL - AFP/Archiv

Die Aktivistin Luisa Neubauer von der Initiative Fridays for Future hat sich skeptisch zu manchen Aktionsformen der Klimaschutzgruppe Letzte Generation geäußert. "Politischer Wandel kommt nicht kategorisch schneller, indem man zu radikaleren Maßnahmen greift", sagte Neubauer dem Nachrichtenportal watson.de. Rund fünf Jahre nach dem ersten Schulstreik der schwedischen Klimaaktivistin Greta Thunberg zog sie eine positive Bilanz der Arbeit von Fridays for Future.

Textgröße ändern:

Zur Letzten Generation sagte Neubauer, manchmal könne es sinnvoller sein, Andersdenkende zu überzeugen als "noch eine Straßenblockade". Zwar verstehe sie, "dass die Leute wütend sind angesichts der Klima-Ignoranz von weiten Teilen der Regierung", sagte Neubauer weiter. Es müsse aber auch mitbedacht werden, "dass gewisse Aktionen Menschen und politische Entscheidungsträger im schlimmsten Fall auch abschrecken können". Zwar könne "disruptiver Ungehorsam" auch berechtigt sein, doch sei es "nicht immer wirksamer, wenn man doller draufhaut".

Zu den zurückliegenden fünf Jahren seit der Gründung von Fridays for Future sagte Neubauer: "Ein ganz großes Ziel, das wir erreicht haben, ist, dass auch ohne, dass wir täglich auf der Straße stehen, übers Klima gesprochen wird." Wichtig seien jetzt aber auch "die Einhaltung jährlicher Emissionsziele oder die konkrete Umsetzung von Energie- und Verkehrswenden". Es gehe darum, dass sich auch tatsächlich etwas verändere.

Scharf kritisierte Neubauer die Streitigkeiten in der Ampel-Koalition über den Klimaschutz. "Anstatt sich in den Aufholmodus zu begeben, hat man das Kindertheater eingeleitet", kritisierte die Klimaschützerin gegenüber watson.de. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) warf sie dabei Untätigkeit vor. Zudem bestehe die Gefahr, dass Vertrauen von Menschen verspielt werde.

Für den 15. September plant Fridays for Future im Rahmen eines weltweiten Aktionstages erneut Klimastreiks in zahlreichen deutschen Städten. Dabei will sich die Initiative vor allem gegen verbreitetes Greenwashing wenden. "Grüne Märchen und Klimareden anstatt echter Emissionsminderungen sind die beliebten Methoden. Ganz vorne mit dabei ist der selbsternannte Klimakanzler Olaf Scholz", heißt es in dem Aufruf der Initiative. Angesichts immer weiter steigender Temperaturen müsse "Schluss sein damit, grün zu sprechen und fossil zu handeln".

Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Parteien lobten die Verdienste von Fridays for Future in den vergangenen Jahren. "Wir brauchen den Druck, die Forderungen, auch die Kritik von Fridays for Future, und diese sind sehr wichtig für uns und für die ganze Gesellschaft", sagte die Grünen-Klimaexpertin Lisa Badum der "Rheinischen Post". Fridays for Future habe den Klimaschutz als wahlentscheidendes Thema gestärkt, betonte sie.

Auch der klimapolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Olaf in der Beek, sagte der Zeitung, die Aktivistinnen und Aktivisten hätten es geschafft, eine breite Debatte in der Gesellschaft anzustoßen, die auch in der Politik wahrgenommen werde. "Das Thema Klimaschutz ist viel mehr in den Fokus gerückt. Das ist gut und wichtig", sagte der FDP-Politiker. Nina Scheer, klimaschutzpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, sagte, Klimaschutzpolitik habe sich stärker als zuvor "in das öffentliche Bewusstsein eingebrannt – auch verkörpert über die junge Generation und den Verweis auf ihre Zukunft".

Auch der Klimaforscher Mojib Latif lobte, die Bewegung habe es geschafft, den Klimaschutz in der öffentlichen Debatte stärker zu verankern. So habe Fridays for Future "einen großen Anteil" daran gehabt, dass grüne Parteien bei der Europawahl erhebliche Zugewinne erreicht hätten. Seitdem spiele das Thema bei allen Parteien - außer bei der AfD - eine sehr wichtige Rolle.

D.Findlay--EWJ

Empfohlen

Mehrheit der EU-Länder segnet Lockerung der Gentechnik-Regeln ab

Die geplanten Lockerungen der EU-Regeln für den Einsatz von Gentechnik haben in Brüssel eine weitere Hürde genommen. Vertreter der Mitgliedsländer stimmten am Freitag nach übereinstimmenden Diplomatenangaben mit knapper Mehrheit dafür, dass Produkte aus bestimmten gentechnisch veränderten Pflanzen im Supermarkt künftig keine Kennzeichnung mehr tragen müssen. Aufwendige Umweltprüfungen vor der Zulassung sollen wegfallen.

Abstimmung unter EU-Ländern über Gentechnik-Lockerungen

Vertreter der EU-Länder sollen am Freitag in Brüssel über Lockerungen der Regeln für den Einsatz von Gentechnik abstimmen. Der Rat der 27 Staaten hat eine Abstimmung über einen Gesetzentwurf angesetzt, auf den sich die Vertreter Anfang Dezember mit dem Europaparlament geeinigt hatten. Nach offiziellen Angaben hat die Bundesregierung ihre Position noch nicht festgelegt und müsste sich demnach enthalten.

Bundesregierung macht Weg für leichteren Abschuss von Wölfen frei

Die Bundesregierung hat eine Änderung des Jagdgesetzes auf den Weg gebracht, um einen möglichen Abschuss von Wölfen zu erleichtern. Damit solle der "Schutz von Weidetieren" verbessert werden, teilte das Landwirtschaftsministerium am Mittwoch in Berlin mit. "Mit der Aufnahme des Wolfs ins Bundesjagdgesetz kommen klare, praxistaugliche Regeln und Rechtssicherheit", erklärte Landwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU).

Kabinett berät über erleichterten Abschuss von Wölfen

Die Bundesregierung will den Abschuss von Wölfen erleichtern: Das Bundeskabinett berät am Mittwoch über die Aufnahme des Raubtiers in das Bundesjagdgesetz (ab 10.00 Uhr). Die Bundesländer können damit in Regionen mit hoher Wolfsdichte und einem günstigen Erhaltungszustand ein sogenanntes Bestandsmanagement einführen - und damit die Zahl der Wölfe "managen": Sogenannte Problemwölfe, die Zäune überwinden, dürfen erschossen werden. Landwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU) will sich gegen 11.15 Uhr dazu äußern.

Textgröße ändern: