English Woman's Journal - Forschende ziehen nach Cannabis-Teillegalisierung durchwachsene Bilanz

Forschende ziehen nach Cannabis-Teillegalisierung durchwachsene Bilanz


Forschende ziehen nach Cannabis-Teillegalisierung durchwachsene Bilanz
Forschende ziehen nach Cannabis-Teillegalisierung durchwachsene Bilanz / Foto: John MACDOUGALL - AFP/Archiv

Die erste wissenschaftliche Bilanz nach der im April 2024 erfolgten Teillegalisierung von Cannabis fällt durchwachsen aus. Die vorliegenden Daten deuteten darauf hin, dass sich "die Zahl der Konsumierenden und der Umfang gesundheitlicher Probleme durch Cannabiskonsum kurzfristig kaum verändert haben", erklärte Projektkoordinator Jakob Manthey von der Universitätsklinik Hamburg Eppendorf am Montag bei der Vorstellung eines ersten Zwischenberichts. Einen deutlichen Rückgang gab es demnach jedoch bei mit Cannabis verknüpften Straftaten.

Textgröße ändern:

"Was wir jetzt schon sagen können, ist, dass es sich bei der Teillegalisierung von Cannabis um die quantitativ bedeutsamste Entkriminalisierung in der Geschichte der Bundesrepublik handelt", sagte der Direktor des Instituts für Kriminologie der Universität Tübingen, Jörg Kinzig. "Im Jahr 2024 hat die Polizei im Bereich der Cannabisdelikte über 100.000 Fälle weniger verzeichnet als im Vorjahr", hob er hervor.

Keine klaren Ergebnisse sehen die Forschenden hinsichtlich des Ziels der Neuregelung, den Cannabis-Schwarzmarkt durch legale Bezugsquellen zu ersetzen. Es zeichne sich ab, dass die dafür vorgesehenen Anbauvereinigungen "für die vom Gesetzgeber beabsichtigte Verdrängung des Schwarzmarktes bislang keinen relevanten Beitrag leisten", heißt es in dem Zwischenbericht. Die Forschenden dringen hier daher auf Nachbesserungen.

Seit der Teillegalisierung sind der Besitz von Cannabis und kontrollierter Anbau zum privaten Gebrauch mit Einschränkungen erlaubt. Es gibt dafür jedoch eine Reihe von Auflagen, unter anderem zum Schutz von Minderjährigen. Der Zwischenbericht weist darauf hin, dass robuste Aussagen zu den Auswirkungen der Neuregelung noch nicht möglich seien. Einen dringenden Handlungsbedarf sehen die Forschenden auf Grundlage der Ergebnisse des Berichts nicht.

"Der Zwischenbericht deutet darauf hin, dass es seit dem Inkrafttreten des Konsumcannabisgesetzes zu keinem dramatischen Anstieg des Konsums in der erwachsenen Bevölkerung oder bei der vulnerablen Gruppe der Kinder und Jugendlichen gekommen ist", erklärte die Deutsche Hauptstelle für Suchtgefahren zu dem Bericht. Verwiesen wird auf einen Rückgang der Inanspruchnahme von Leistungen der Suchtberatung seit der Neuregelung, besonders durch Jugendliche.

Dies sei als problematisch zu bewerten, hieß es. Zudem habe die Gesetzesänderung noch nicht dazu geführt, "dass Menschen, die Cannabis konsumieren, ausreichenden Zugang zu Cannabisprodukten einer gesicherten Produktqualität haben". Vielmehr bestehe weiterhin ein großer Schwarzmarkt mit Produkten, von denen zusätzliche Gesundheitsgefahren ausgingen.

Die SPD-Rechtsexpertin Carmen Wegge hob das Berichtsergebnis hervor, dass der Cannabis-Konsum bei Erwachsenen nicht relevant angestiegen und bei Minderjährigen sogar gesunken sei. Dies bestätige, "dass die Legalisierung von Cannabis der richtige und längst überfällige Schritt war", erklärte sie in Berlin. Die Zahl cannabisbezogener Delikte sei um 60 bis 80 Prozent gesunken, auch der Schwarzmarkt befinde sich "auf dem Rückzug". Allerdings müsse bei den Anbauvereinigungen nachgesteuert werden.

"Die Teil-Legalisierung verläuft kontrolliert - ohne Anstieg bei Jugendkonsum, Suchterkrankungen oder Verkehrsrisiken", erklärte auch die Grünen-Gesundheitspolitikerin Linda Heitmann. Die erreichte Entkriminalisierung entlaste nicht nur Konsumierende, sondern vor allem auch Polizei und Justiz. "Jetzt ist es wichtig, den eingeschlagenen Weg konsequent weiterzugehen" und die beschlossenen Regelungen, "klug weiterzuentwickeln", verlangte Heitmann.

P.Mitchell--EWJ

Empfohlen

Krankenkasse erwartet mehr als zwei Millionen Demenzkranke bis 2040

Die Zahl der Demenzkranken in Deutschland wird nach Angaben der Krankenkasse Barmer in den kommenden 15 Jahren auf rund 2,1 Millionen steigen. Das seien 400.000 Betroffene mehr als heute, wie die Kasse am Donnerstag in Berlin unter Berufung auf ihren Krankenhausreport 2025 mitteilte. Damit werde auch eine massive Steigerung der Klinikaufenthalte von Demenzkranken einhergehen, deren Behandlung besonders herausfordernd sei. Krankenhäuser müssten auf diese Entwicklung vorbereitet werden.

Forschungsministerin Bär will Förderung für geschlechtersensible Medizin ausbauen

Bundesforschungsministerin Dorothee Bär (CSU) will die Förderung für geschlechtersensible Medizin weiter ausbauen. "Medikamente und Therapien wurden jahrzehntelang fast ausschließlich an Männern erforscht, das ist nicht haltbar", sagte Bär der "Rheinischen Post" (Donnerstagsausgabe). "Wir setzen in dieser Legislaturperiode einen Schwerpunkt auf die Stärkung der Frauengesundheit – das ist für mich eine Herzensangelegenheit."

Kassenbeiträge sollen 2026 stabil bleiben - Kabinett beschließt Spargesetz

Die Versicherten der gesetzlichen Krankenkassen sollen im kommenden Jahr nicht mehr Geld für den Zusatzbeitrag ausgeben müssen als bislang. Das Bundeskabinett beschloss am Mittwoch in Berlin einen Gesetzentwurf, der die Ausgaben der gesetzlichen Kassen 2026 um zwei Milliarden Euro senken soll. Dies soll die erwartete Finanzlücke schließen. Der durchschnittliche Zusatzbeitrag "dürfte damit auf dem heutigen Niveau von etwa 2,9 Prozent" bleiben, sagte Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU).

Klinik-Sparpaket: Warken verspricht stabile Kassenbeiträge

Vor dem Kabinettsbeschluss über den Milliarden-Sparplan für Kliniken in Deutschland hat Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) Beitragssteigerungen klar ausgeschlossen. "Wir werden die Beiträge bei der Krankenkasse und bei der Pflegeversicherung stabil halten", sagte Warken am Mittwoch im Deutschlandfunk. "Wir legen ein Maßnahmenpaket vor, mit dem wir die Lücke bei der gesetzlichen Krankenversicherung schließen", gab sich die Ministerin zuversichtlich. Bürger und Arbeitgeber dürften nicht weiter belastet werden.

Textgröße ändern: