English Woman's Journal - "Unsozial" und "undurchdacht": Hausärzte lehnen Gebühr bei Arztbesuchen ab

"Unsozial" und "undurchdacht": Hausärzte lehnen Gebühr bei Arztbesuchen ab


"Unsozial" und "undurchdacht": Hausärzte lehnen Gebühr bei Arztbesuchen ab
"Unsozial" und "undurchdacht": Hausärzte lehnen Gebühr bei Arztbesuchen ab / Foto: KAREN BLEIER - AFP/Archiv

Der Hausärzte-Verband hat die Einführung einer Kontaktgebühr für Patientinnen und Patienten in deutschen Arztpraxen abgelehnt. "Dieser Vorschlag der Arbeitgeber ist nicht nur unsozial, sondern auch komplett undurchdacht", sagte die Verbandsvorsitzende Nicola Buhlinger-Göpfarth der "Rheinischen Post" (Donnerstagausgabe). "Eine solche Kontaktgebühr für alle Arztbesuche würde nicht unnötige, sondern auch zwingend notwendige Arztbesuche verhindern."

Textgröße ändern:

Der Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbands BDA, Steffen Kampeter, hatte am Mittwoch angesichts der Finanzprobleme der gesetzlichen Krankenversicherung eine Gebühr für Arztbesuche angeregt. Er will damit sogenanntes Ärzte-Hopping, also den mehrfachen und unnötigen Besuch von Ärzten wegen desselben Problems, eindämmen.

"Eine allgemeine Kontaktgebühr würde bedeuten, dass man die Patientinnen und Patienten bei jedem Arztbesuch zur Kasse bittet - egal ob es sich um eine Krebsbehandlung, eine Impfung oder sonst ein dringendes Anliegen handelt", sagte die Chefin des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes. "Chroniker wie beispielsweise Dialysepatientinnen und Patienten müssten die Gebühr dann Dutzende Male im Jahr bezahlen." Sie würde "insbesondere sozial Schwache finanziell komplett überfordern."

Wenn Patientinnen oder Patienten wegen der Gebühr auf einen Arztbesuch verzichteten, könne das schwere gesundheitliche Folgen haben, "beispielsweise weil Erkrankungen zu spät behandelt werden oder eine Vorsorgemaßnahme nicht stattfindet", sagte Buhlinger-Göpfarth. "Gleichzeitig führt das dann zu hohen Folgekosten."

"Richtig ist, dass wir in Deutschland sehr viele Arzt-Patienten-Kontakte haben. Nicht alle sind notwendig", sagte die Chefin des Hausärzteverbands. "Die Antwort sind jedoch keine allgemeinen Kontaktgebühren, sondern eine bessere Patientensteuerung. Dafür braucht es ein hausärztliches Primärarztsystem. Dabei ist die Hausarztpraxis immer die erste Anlaufstelle, die bei Bedarf weitere Fachärztinnen und Fachärzte hinzuzieht."

Von 2004 bis Ende 2012 hatte es in Deutschland bereits eine Praxisgebühr gegeben. Gesetzlich Versicherte mussten dabei zehn Euro pro Quartal bezahlen, wenn sie zum Arzt gingen. Patientenschützer verweisen darauf, dass die erhoffte Steuerungswirkung bei Arztbesuchen ausgeblieben sei.

P.Smid--EWJ

Empfohlen

Drogenbeauftragter Streeck fordert Rückkehr zu strengeren Cannabis-Regeln

Der Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Hendrik Streeck (CDU), hat eine Rückkehr zu schärferen Cannabis-Gesetzen gefordert. Um den Missbrauch einzudämmen, müsse zum Beispiel überlegt werden, Medizinalcannabis nur noch in Form von Tropfen oder Kapseln und nicht mehr zum Rauchen zuzulassen, sagte Streeck der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Dienstagsausgabe). Die von der Ampel-Regierung beschlossene Cannabis-Legalisierung werde die Union in Teilen zurücknehmen.

Krankenkasse erwartet mehr als zwei Millionen Demenzkranke bis 2040

Die Zahl der Demenzkranken in Deutschland wird nach Angaben der Krankenkasse Barmer in den kommenden 15 Jahren auf rund 2,1 Millionen steigen. Das seien 400.000 Betroffene mehr als heute, wie die Kasse am Donnerstag in Berlin unter Berufung auf ihren Krankenhausreport 2025 mitteilte. Damit werde auch eine massive Steigerung der Klinikaufenthalte von Demenzkranken einhergehen, deren Behandlung besonders herausfordernd sei. Krankenhäuser müssten auf diese Entwicklung vorbereitet werden.

Forschungsministerin Bär will Förderung für geschlechtersensible Medizin ausbauen

Bundesforschungsministerin Dorothee Bär (CSU) will die Förderung für geschlechtersensible Medizin weiter ausbauen. "Medikamente und Therapien wurden jahrzehntelang fast ausschließlich an Männern erforscht, das ist nicht haltbar", sagte Bär der "Rheinischen Post" (Donnerstagsausgabe). "Wir setzen in dieser Legislaturperiode einen Schwerpunkt auf die Stärkung der Frauengesundheit – das ist für mich eine Herzensangelegenheit."

Kassenbeiträge sollen 2026 stabil bleiben - Kabinett beschließt Spargesetz

Die Versicherten der gesetzlichen Krankenkassen sollen im kommenden Jahr nicht mehr Geld für den Zusatzbeitrag ausgeben müssen als bislang. Das Bundeskabinett beschloss am Mittwoch in Berlin einen Gesetzentwurf, der die Ausgaben der gesetzlichen Kassen 2026 um zwei Milliarden Euro senken soll. Dies soll die erwartete Finanzlücke schließen. Der durchschnittliche Zusatzbeitrag "dürfte damit auf dem heutigen Niveau von etwa 2,9 Prozent" bleiben, sagte Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU).

Textgröße ändern: