English Woman's Journal - Mahnungen zu Pflegereform: Rechnungshof warnt vor Milliarden-Finanzlücke

Mahnungen zu Pflegereform: Rechnungshof warnt vor Milliarden-Finanzlücke


Mahnungen zu Pflegereform: Rechnungshof warnt vor Milliarden-Finanzlücke

Vor dem Arbeitsbeginn der Bund-Länder-Kommission für eine Reform der Pflegeversicherung am Montag dringen Verbände und Gewerkschaften auf mutige Schritte zur Entlastung der Pflegebedürftigen. Zugleich warnten sie vor Einschnitten zulasten der Betroffenen und ihrer Angehörigen. Der Bundesrechnungshof warnte laut einem Bericht der "Bild am Sonntag" vor einer Finanzlücke von 12,3 Milliarden Euro in der Sozialen Pflegeversicherung bis zum Jahr 2029.

Textgröße ändern:

"Gute Pflege muss menschenwürdig funktionieren, sich am Bedarf orientieren und sie darf nicht in Armut führen", erklärte DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel am Sonntag. "Ziel der Kommission muss sein, nicht nur eine kurze finanzielle Atempause zu erreichen, sondern eine mutige Reform einzuleiten, mit der gute Pflege finanziell sichergestellt werden kann", hob sie hervor. "Was nicht geht ist, Ausgaben und Pflegeleistungen zusammenzustreichen", mahnte sie weiter.

Als wichtigsten Baustein nannte Piel den "Deckel für die Eigenanteile in der stationären Pflege". Zusätzlich müsse der Steuerzuschuss zur Pflegeversicherung wieder eingeführt werden und den Kassen müssten Ausgaben aus der Zeit der Corona-Pandemie von 5,2 Milliarden Euro vom Bund erstattet werden. Außerdem müsse der Bund die Pflegeversicherung von Leistungen entlasten, die nicht zu ihren eigentlichen Aufgaben gehören.

"Die beste Lösung bleibt eine Pflegebürgervollversicherung, bei der alle Pflege-Kosten von der Versicherung bezahlt werden", betonte Piel. "Wer bei der Pflege den Rotstift ansetzt, nimmt Verarmung der zu Pflegenden mit ihren Angehörigen billigend in Kauf und riskiert im schlimmsten Fall sogar den frühen Tod von Betroffenen", warnte sie. Auch mögliche Karenzzeiten, in denen Versicherte Pflegekosten selbst tragen müssten, lehnt der DGB ab.

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz forderte eine Deckelung der reinen Pflegekosten für die Betroffenen auf 1000 Euro monatlich. Ohne eine Begrenzung der Kosten "kann es niemals eine zukunftssichere und generationengerechte Pflege geben", warnte Stiftungs-Vorstand Eugen Brysch in den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Neben den 1000 Euro solle für die Kosten für Unterbringung, Verpflegung und überdurchschnittlichen Komfort aber weiterhin jeder selbst aufkommen.

Auch Brysch forderte von der Regierung zudem einen Ausgleich für die Lasten aufgrund der Corona-Pandemie. Gleiches müsse für Rentenversicherungsbeiträge pflegender Angehöriger gelten. Mit Blick auf die anstehende Reform warnte er auch vor "Taschenspielertricks zu Lasten der Schwächsten in der Gesellschaft".

Pflege müsse "als gesamtgesellschaftliche Aufgabe begriffen und eine gerechte und flächendeckende Versorgung sichergestellt werden", verlangte auch die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Verena Bentele. Sie forderte ebenfalls Bund und Länder auf, der Pflegeversicherung Ausgaben für gesamtgesellschaftliche Aufgaben zu erstatten. Der VdK schlägt dafür die Einführung einer einheitlichen Pflegeversicherung vor, in der sich alle Bürgerinnen und Bürger versichern und in die alle Einkommensarten einbezogen werden.

Der Bundesrechnungshof erwartet bereits für das Jahr 2026 ein Defizit von 3,5 Milliarden Euro. Das geht nach Informationen der "Bild am Sonntag" aus einem Bericht hervor, den der Rechnungshof an den Haushaltsausschuss des Parlaments verschickt habe. Bis 2029 ergebe sich daraus die Lücke von insgesamt 12,3 Milliarden Euro.

Gründe für das wachsende Defizit seien der "unerwartet starke" Anstieg der Zahl der Pflegebedürftigen sowie die Begrenzung des Eigenanteils bei Pflegeleistungen im Heim. Ende 2024 waren laut dem Bericht 5,6 Millionen Mitglieder der Sozialen Pflegeversicherung pflegebedürftig. Dies waren demnach 400.000 Menschen (7,7 Prozent) mehr als ein Jahr zuvor.

Die Haushaltsplanung von Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) sieht bislang lediglich vor, die Pflegekassen durch Darlehen von 0,5 Milliarden Euro im laufenden und 1,5 Milliarden Euro im kommenden Jahr zu entlasten. "Die Gewährung des Darlehens löst die Finanzprobleme nicht", erklärten dazu jedoch laut "BamS" die Rechnungsprüfer. "An einer durchgreifenden Reform der SPV führt kein Weg vorbei", heißt es demnach in deren Schreiben.

R.Sutherland--EWJ

Empfohlen

Drogenbeauftragter Streeck fordert Rückkehr zu strengeren Cannabis-Regeln

Der Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Hendrik Streeck (CDU), hat eine Rückkehr zu schärferen Cannabis-Gesetzen gefordert. Um den Missbrauch einzudämmen, müsse zum Beispiel überlegt werden, Medizinalcannabis nur noch in Form von Tropfen oder Kapseln und nicht mehr zum Rauchen zuzulassen, sagte Streeck der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Dienstagsausgabe). Die von der Ampel-Regierung beschlossene Cannabis-Legalisierung werde die Union in Teilen zurücknehmen.

Krankenkasse erwartet mehr als zwei Millionen Demenzkranke bis 2040

Die Zahl der Demenzkranken in Deutschland wird nach Angaben der Krankenkasse Barmer in den kommenden 15 Jahren auf rund 2,1 Millionen steigen. Das seien 400.000 Betroffene mehr als heute, wie die Kasse am Donnerstag in Berlin unter Berufung auf ihren Krankenhausreport 2025 mitteilte. Damit werde auch eine massive Steigerung der Klinikaufenthalte von Demenzkranken einhergehen, deren Behandlung besonders herausfordernd sei. Krankenhäuser müssten auf diese Entwicklung vorbereitet werden.

Forschungsministerin Bär will Förderung für geschlechtersensible Medizin ausbauen

Bundesforschungsministerin Dorothee Bär (CSU) will die Förderung für geschlechtersensible Medizin weiter ausbauen. "Medikamente und Therapien wurden jahrzehntelang fast ausschließlich an Männern erforscht, das ist nicht haltbar", sagte Bär der "Rheinischen Post" (Donnerstagsausgabe). "Wir setzen in dieser Legislaturperiode einen Schwerpunkt auf die Stärkung der Frauengesundheit – das ist für mich eine Herzensangelegenheit."

Kassenbeiträge sollen 2026 stabil bleiben - Kabinett beschließt Spargesetz

Die Versicherten der gesetzlichen Krankenkassen sollen im kommenden Jahr nicht mehr Geld für den Zusatzbeitrag ausgeben müssen als bislang. Das Bundeskabinett beschloss am Mittwoch in Berlin einen Gesetzentwurf, der die Ausgaben der gesetzlichen Kassen 2026 um zwei Milliarden Euro senken soll. Dies soll die erwartete Finanzlücke schließen. Der durchschnittliche Zusatzbeitrag "dürfte damit auf dem heutigen Niveau von etwa 2,9 Prozent" bleiben, sagte Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU).

Textgröße ändern: