English Woman's Journal - Brosius-Gersdorf hadert mit Rückzug von Kandidatur - Scharfe Kritik an Merz

Brosius-Gersdorf hadert mit Rückzug von Kandidatur - Scharfe Kritik an Merz


Brosius-Gersdorf hadert mit Rückzug von Kandidatur - Scharfe Kritik an Merz
Brosius-Gersdorf hadert mit Rückzug von Kandidatur - Scharfe Kritik an Merz / Foto: ULI DECK - POOL/AFP/Archiv

Die von der SPD für das Richteramt am Bundesverfassungsgericht nominierte Rechtswissenschaftlerin Frauke Brosius-Gersdorf hält ihren Rückzug auf Druck der Unionsfraktion weiterhin für problematisch. "Es ist eine Entscheidung, das sage ich ganz ehrlich, mit der ich immer noch hadere, weil sich damit letztlich unsachliche Kampagnen durchgesetzt haben", sagte Brosius-Gersdorf der Wochenzeitung "Die Zeit" laut Mitteilung vom Mittwoch. Scharfe Kritik übte sie in diesem Zusammenhang an Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU).

Textgröße ändern:

Merz habe sich nie bei ihr gemeldet, warf die Juristin dem Kanzler vor. Auch sei es ein Fehler von ihm gewesen, "dass er die Richterwahl im Plenum des Bundestages zu einer Gewissensfrage erklärt hat". Es sei hier nicht um eine Gewissensfrage gegangen, sondern um eine Personalentscheidung, sagte Brosius-Gersdorf.

Ihre eigene Entscheidung, letztlich auf die Kandidatur zu verzichten, sei gleichwohl richtig gewesen, sagte die Juristin. Sie habe keine Chancen auf eine Wahl mehr gehabt, und eine weitere Zuspitzung sei so vermieden worden.

Die Zeit davor habe sie als "eine Art Ausnahmezustand" erlebt, schilderte Brosius-Gersdorf. "Ich war ja vorher keine öffentliche Person. Ich habe als Wissenschaftlerin im Wesentlichen am Schreibtisch gesessen. Wenn man so in die Öffentlichkeit gerät, sich Unwahrheiten über sich anhören muss, Hetze im Internet erlebt, da müssen Sie, das sage ich ganz ehrlich, einfach gucken, wie Sie die Tage überleben", sagte sie weiter.

Brosius-Gersdorf beklagte, von ihr sei ein "Zerrbild" gezeichnet worden. "Aus meiner Sicht war die Bereitschaft in Teilen der Unionsfraktion überschaubar, sich mit mir sachlich zu befassen", warf die Rechtswissenschaftlerin CDU und CSU vor. Politiker der Union hatten ihren Widerstand gegen sie unter anderem mit ihrer liberalen Position zum Thema Schwangerschaftsabbruch begründet.

Die Juristin selbst sagte dazu, sie habe der CDU/CSU bei den ersten informellen Gesprächen angeboten, über ihre Position zum Schwangerschaftsabbruch zu sprechen, weil es da "möglicherweise Differenzen" gebe. Ein solches Gespräch sei jedoch nicht gewünscht worden. "Daher hat es mich gewundert, dass das Thema später zu einem solchen Problem wurde und ich deshalb nicht wählbar sein sollte", sagte Brosius-Gersdorf weiter.

Nach ihrem Rückzug war vergangene Woche im Bundestag an ihrer Stelle auf Vorschlag der SPD die Verwaltungsrichterin Sigrid Emmenegger zur Verfassungsrichterin gewählt worden - gemeinsam mit der SPD-Kandidation Ann-Katrin Kaufhold und dem von der Union unterstützten Arbeitsrichter Günter Spinner. Der Streit um die Richterwahlen, der kurz vor der Sommerpause zu deren Vertagung geführt hatte, belastete monatelang das Klima in der schwarz-roten Koalition.

Ch.Thomson--EWJ

Empfohlen

Urteil: Haus der Geschichte muss Verkäufer des "Schabowski-Zettels" nennen

Die Presse hat nach einem Gerichtsurteil ein Recht darauf, von der Stiftung Haus der Geschichte die Namen der Verkäufer des sogenannten Schabowski-Zettels zu erfahren. Das entschied das Oberverwaltungsgericht in Münster in Nordrhein-Westfalen am Dienstag und bestätigte damit ein Urteil des Verwaltungsgerichts Köln aus dem Jahr 2022. Geklagt hatte ein Reporter, der zu dem Schriftstück recherchierte. (Az.: 15 A 750/22)

Großrazzia gegen Sozialleistungsbetrug in Hessen - mehr als 500 Beamte im Einsatz

In Hessen sind die Behörden am Dienstag mit einer landesweiten Großrazzia gegen Sozialleistungsbetrug vorgegangen. Aufgrund von Erkenntnissen aus diversen Ermittlungsverfahren wurden dabei unter anderem 33 Wohnungen sowie Gewerbebetriebe wie Gaststätten, Spielhallen und Nagelstudios durchsucht, wie das Landeskriminalamt in Wiesbaden und die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main mitteilten. Beteiligt waren 560 Kräfte unter anderem von Zoll, Polizei, Steuerfahndung und Jobcentern.

Mit Auto in Liverpooler Fußballfans gerast: Gut 21 Jahre Haft für 54-Jährigen

Weil er bei der Meisterschaftsparade des FC Liverpool mit seinem Auto in eine Menschenmenge gerast war, ist ein Mann in Großbritannien zu 21 Jahren und sechs Monaten Gefängnis verurteilt worden. "Ihre Taten haben Schrecken und Zerstörung in einem Ausmaß angerichtet, das dem Gericht bislang nicht begegnet ist", begründete Richter Andrew Menary an den 54-jährigen Angeklagten Paul Doyle gerichtet das Urteil.

Nach Geburt getöteter Säugling: Mehrjährige Haft für Kindsmutter in Hessen

Nach dem gewaltsamen Tod eines Neugeborenen in Hessen ist die Mutter des Kinds zu einer mehrjährigen Freiheitsstrafe verurteilt worden. Das Landgericht Darmstadt sprach die 21-Jährige am Dienstag wegen Totschlags schuldig und verhängte vier Jahre und zehn Monate Haft, wie ein Gerichtssprecher mitteilte. Der mitangeklagte Vater des Kinds wurde freigesprochen.

Textgröße ändern: